In der Elektronikbranche ist die Bekämpfung von Fälschungen ein zunehmend wichtiges Thema. Angesichts der globalen Knappheit an Bauelementen, die durch die Corona-Pandemie und geopolitische Spannungen verschärft wurde, haben Fälscher ihre Aktivitäten intensiviert. Um gefälschte Bauteile zu erkennen, wurden verschiedene Standards entwickelt, die Distributoren und Prüflaboren als Leitfaden dienen.
Einer der ersten und bekanntesten Standards: IDEA-STD-1010
Er wurde in den frühen 2000er-Jahren von der Independent Distributors of Electronics Association (IDEA) ins Leben gerufen. Dieser Standard bietet grundlegende Verfahren zur Originalitätsprüfung von elektronischen Komponenten. Er umfasst eine Vielzahl von Analyseverfahren und stellt eine wichtige Ressource für Distributoren dar, die sicherstellen möchten, dass sie nur originale Bauelemente vertreiben. IDEA-STD-1010 beinhaltet viele visuelle Kriterien, anhand derer Fälschungen identifiziert werden können. Allerdings wird der Standard in der Fachwelt oft als nicht ausreichend tiefgehend angesehen, da er die komplexeren Prüfmethoden nicht umfassend behandelt.
Der entscheidende Unterschied zwischen AS6081 und AS6171
Der AS6081 Standard der Society of Automotive Engineers (SAE) konzentriert sich auf die sichere Beschaffung von Bauelementen und bietet detaillierte Anleitungen zur Überprüfung der Herkunft und Qualität von Komponenten. Er enthält zwar Prüfverfahren, ist jedoch kein echter Prüfstandard, was zu Verwirrung innerhalb der Branche führt. Viele Kunden verwechseln AS6081 mit einem Prüfstandard, obwohl es in erster Linie um Strategien im Einkauf geht. Das Hauptziel dieses Standards besteht darin, die Zuverlässigkeit von Vorlieferanten zu überprüfen und sicherzustellen, dass die beschafften Bauteile aus vertrauenswürdigen Quellen stammen.
Im Jahr 2017 wurde mit dem AS6171 ein echter Prüfstandard eingeführt, der speziell für die Analyse elektronischer Bauteile entwickelt wurde. Er bietet eine detaillierte Beschreibung von Prüfgrößen, Testplänen und Methoden, die in Laboren zur Anwendung kommen. AS6171 hat sich schnell als die umfassendste und präziseste Richtlinie für die Originalitätsprüfung etabliert. Er ermöglicht es Prüflaboren, detaillierte und zuverlässige Tests durchzuführen, die auf die spezifischen Anforderungen der Bauteile abgestimmt sind.
Allerdings ist eine profunde Risikoanalyse erforderlich. Um die Tests effektiv durchführen zu können, müssen die spezifischen Risiken der jeweiligen Bauteile berücksichtigt werden. Dies bedeutet, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Auftraggeber und dem Prüflabor erforderlich ist, um sicherzustellen, dass die durchgeführten Tests relevant und aussagekräftig sind. Während AS6081 oft als Grundlage für den Einkauf dient, stellt AS6171 den tatsächlichen Prüfstandard dar, auf den sich Labore bei der Analyse von Bauelementen stützen sollten.
Die Unterscheidung zwischen diesen Standards ist entscheidend, da die Verwirrung zwischen AS6081 und AS6171 in der Branche weit verbreitet ist. Ein weiteres Problem ist die Kostenstruktur: Während AS6081 kostengünstig ist und eine einmalige Gebühr von aktuell etwa 120 Dollar erfordert, ist AS6171 umfangreicher und teurer, da er aus verschiedenen Analysemethoden besteht, die separat verkauft werden. Diese Unterschiede in den Kosten und der Komplexität können es schwierig machen, die richtige Entscheidung zu treffen.
Ohne Expertise gibt es keine Sicherheit
Allein die Beauftragung eines Prüflabors liefert jedoch noch keine Sicherheit. Wer nicht im Vorfeld mit den Experten bespricht, welche Anforderungen bestehen, der bekommt unter Umständen falsche Ergebnisse, weil die für seinen Fall unpassenden Tests durchgeführt wurden. Verfügt man nicht über tiefgehende Kenntnisse, bemerkt man dies nicht einmal. Darüber hinaus ist die Interpretation der Testergebnisse oft ebenfalls eine Herausforderung und erfordert eine tiefgehende Fachkenntnis.
Wer gegen Fälschungen in der Elektronikbranche gewappnet sein möchte, muss sowohl die Rolle der Standards kennen als auch auf fachliche Expertise setzen.
Autor: SafeLab GmbH