Bei White Horse Laboratories sind wir seit zwei Jahrzehnten darauf spezialisiert, die Qualität von elektronischen Bauteilen und Komponenten sicherzustellen. Die Bauteile werden von uns auf Herz und Nieren geprüft und Fälschungen schonungslos entlarvt. Mit einem aktuellen Beispiel aus unserem Testhaus in Shenzhen möchten wir erneut auf die Bedeutung eines gut ausgestatteten, zertifizierte Prüflabors für die Elektronikindustrie hinweisen. Es reicht schon lange nicht mehr, Bauteile und Komponenten ausschließlich durch eine flüchtige optische Prüfung zu bewerten. Um wirklich sicher zu gehen, sind moderne, IT-gestützte Untersuchungsmethoden und erfahrene Fachkräfte aus Qualitätssicherung und Elektronikprüfung vonnöten.
Wir hatten bei White Horse Laboratories den Auftrag erhalten, einen isolierten DC-DC-Wandler der Firma Vicor zu untersuchen. Vicor ist ein bekannten Anbieter von Strommodulen aus den USA. Der erste Schritt unserer Analyse war eine äußere visuelle Inspektion (EVI). Für diese Art der Prüfung greifen wir auf eine Referenzprobe des Bauteils zurück. Dieses Produktmuster, auch “Golden Sample“ genannt, entspricht exakt den Spezifikationen und Qualitätsstandards, die für das Produkt gefordert sind, und wird als Benchmark für die Produktqualität verwendet. Anhand dieses vorgegebenen Standards analysierten wir die Testprobe aus verschiedenen Blickwinkeln – Aussehen, Aufdruck, Kontakte, Wafer –, um eine umfassende Gegenüberstellung und Analyse vornehmen zu können und über die weitere Vorgehensweise zu entscheiden.
Bild 1: Bereits auf den ersten Blick ersichtlich: Deutliche Unterschiede zwischen Golden Sample und Testprobe
In diesem Fall stellten wir beträchtliche Diskrepanzen zwischen der Testprobe des DC-DC-Wandlers und der Referenzprobe fest. Die Unterschiede zeigten sich vor allem im Stil und der Position des Aufdrucks sowie bei den Kontakten. Diese Beobachtungen ließen bereits auf eine Fälschung schließen. Beispielsweise hatte das Golden Sample einen silbernen Hintergrund mit schwarzem Aufdruck, während die Testprobe weißen Druck auf schwarzem Hintergrund aufwies. Bei genauer Betrachtung stellten wir außerdem fest, dass der Druck der Testprobe unregelmäßig war und in eigentlich durchgängigen Zeichen immer wieder kleine Lücken gab.
Bild 2: Der fehlerhafte Druck der Aufschrift unserer Testprobe deutet ebenfalls auf eine Fälschung hin
Die Kontakte der Testprobe waren sichtbar beschädigt und wichen in ihrer Form von der Referenzprobe ab. Auch einige Informationen zu Produkt- und Seriennummer an den Seiten der Testprobe fehlten. Die letzte Unstimmigkeit ergab sich bei genauerer Betrachtung der Maße. Obwohl der Unterschied zwischen Golden Sample und Testprobe minimal war – lediglich 0,4 mm – darf eine solche Abweichung von den geforderten Umriss-Spezifikationen (im Englischen Product Outline Drawing, kurz POD, genannt) in der Elektronikwelt nicht ignoriert werden.
Bild 3 – 7: Weitere Hinweise auf eine Fälschung: Beschädigte Kontakte, fehlende Seriennummer und minimale Größenunterschiede
An diesem Punkt bestätigte sich endgültig, dass es sich bei den getesteten Bauteilen um eine Fälschung handelte, und wir konnten unserem Auftraggeber innerhalb kürzester Zeit den eindeutigen Prüfbericht übermitteln.
Das Fallbeispiel zeigt, dass eine Inspektion von elektronischen Bauteilen und Komponenten mehr umfasst als deren oberflächliche Betrachtung und Dokumentation. Sie benötigt genaue Vergleiche, ein geschultes Auge für Details und die Fähigkeit, schnell die richtigen Informationen zu erkennen. Die Expertise erfahrener Laborfachkräfte und professioneller Prüfingenieure ist unerlässlich, um wirklich zuverlässige Testergebnisse zu erhalten. Ihre Arbeit in einem gut ausgestatteten Prüflabor, das mit Industriestandards vertraut ist und über die entsprechenden Zertifizierungen verfügt, ist der Schlüssel, um gefälschte Elektronik zu entlarven.